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Vielfalt im Vogelsberggarten

Unser Vogelsberggarten ist, wie eine Patin so treffend sagte, „eine gepflegte Wildnis“. Er ist Spiegel unserer vergehenden Kulturlandschaft. Um seine Bewohner, Pflanzen und Tiere, dem Besucher besser zugänglich (und verständlich) zu machen, sind einzelne Themen und Themenbeeten verdichtet zusammengestellt. Unser Garten hat die Aufgabe, Pflanzen und Tieren einen „Erhaltungsort“ zu sein, sich von sich von dort zu verbreiten und den Besuchern bekannt und wichtig zu werden. Daher finden Sie hier, bis auf wenige Ausnahmen, heimische, „autochthone“ Pflanzen. Der Schlossberg mit seinem Weitblick, seiner „Offenheit“ und der „Energie“ sowie seiner Geschichte ist bestens geeignet, dies seine Besucher erfahren zu lassen.

In den Beeten wird selektiv, händisch gepflegt, d.h. Saat wird „geerntet“, zurück geschnitten und die Balance der Pflanzenarten gehalten.

Das Borstgrasweide / Borstgrasrasen Beet

Die Pflanzengemeinschaft Borstgrasrasen hat den nährstoffärmsten Boden und ist nach der Trägerart Borstgras benannt. Sie ist durch ihre niedrige Wuchshöhe mit über 200 verschiedenen Pflanzen eine der artenreichsten Pflanzengemeinschaften und somit für die Artenvielfalt der Insekten besonders wichtig. Diese Wiesen werden einmal jährlich gemäht und im Herbst gegebenenfalls nachbeweidet.

Die Wegraine

Sie haben eine große Artenvielfalt und sind meist mager (Nährstoffarm). Seltene und selektive Maht, so dass immer Blüten vorhanden sind, ist wichtig für Insekten, Reptilien und Vögel. Nach Möglichkeit sollte keinesfalls „gemulcht“ werden.

Das Heilkräuterbeet

Angelegt nach dem ursprünglichen historischen Beet, beinhaltet es auch die Pflanzen, die damals dem Adel häufig als Geschenke überreicht wurden. Hier finden Sie das historische Heilwissen seit dem 12. Jahrhundert.

Die montanen Hochstauden

Sie lieben die Hochlagen der Mittelgebirge und auch Halbschatten. Hier sehen Sie die Wappenblume des Vogelsbergs, die Türkenbundlilie, sowie auch viele Eisenhüte und Fingerhüte.

Das Goldhaferwiese / Goldhaferbeet

Die Goldhaferwiese ist nährstoffreicher als die Borstgrasrasenwiese und mit 200 – 260 verschiedenen Pflanzen die artenreichste Pflanzengemeinschaft. Der Aufwuchs ist bis etwa kniehoch und wird einmal jährlich gemäht und einmal im Herbst nachbeweidet. Hier finden Sie Labkräuter, Arnika, Teufelsapis usw.

Der Successionswald

Dieser junge Wald auf dem Weg vom Museum zur Burg ist ein guter Totholz- und dadurch Humusbildner. Er bietet den Farnen und Frühblühern Lerchensporn (Corydalis), Aronstab, Seidelbast und vielen anderen Halbschatten und Vollschattenpflanzen ein ideales Zuhause.
Im Laufe vieler Jahrzehnte ersetzt sich dieser junge Wald (Succession) durch eine stabile natürliche Hochwaldgesellschaft.

Unsere Wild- oder Hundsrosen

Sechs verschieden heimische Wildheckenrosenarten, auch Hundsrosen genannt. Sie sind nicht nur wunderschön und dienen Tieren als Nahrung, auch Menschen nutzen Blütenblätter oder Hagebutten für Tee, Öl oder Marmelade.

Habichtskräuter-Beet

Hier haben wir viele verschiedene Habichtskräuter und Glockenblumen zusammen gepflanzt. Sie können Mausohren, nackte und behaarte Habichtskräuter finden. Sonst findet man sie auf Trockenrasen, an Wegen und Rainen und in lichten Wäldern.
Im Hintergrund des Beetes stehen Haferschlehen und Kriechen-Pflaume (Prunus domestica subsp. insititia), sowie die Mährische Eberesche (Sorbus aucuparia var. Moravica) alle beide ideal für Marmeladen oder als Heilpflanze, sowie einen Wacholderstauch (Gewürzpflanze).

Der Acker

Wir bewirtschaften ihn in klassischer Zwei-Felder-Wirtschaft in Kooperation mit der Grundschule. Wir wechseln jeweils auf der Hälfte des Ackers zwischen Hackfrüchten, alten Kohlsorten, essbaren Kürbissen und auf der anderen Hälfte Getreidesorten wie Emmer, Einkorn, Dinkel, Langhalm-Roggen und Weizen. Der Acker ist stark von unseren teilweise sehr seltenen Acker-Wildkräutern durchwachsen, so dass unser Acker ein sehnwertes Habitat darstellt. Er hat einen eigenen Artikel in dem Buch „110 besondere Äcker Hessens“ bekommen.

Der Bauerngarten

Den klassischen Bauerngärten und Nutzgarten-Anlagen um 1900 nachempfunden ist er ein Schmuckstück in seiner Kombination aus Blumen, Gemüse, Salaten, und Kräutern – kein Industrie-Garten, sondern ein Stück lebendige Geschichte mit Vögeln, Insekten, Raupen und Regenwürmern. Zwischendurch finden Sie auch Erdbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren.
Manchmal findet sich auch ein nicht typisches Vogelsberger „Kraut“, wie Rucola oder Zucchini.

Erweiterungen im Vogelsberggarten:

Diese wurden ermöglicht durch Förderungen für Biodiversität des Regierungspräsidiums für Umwelt – und Verbraucherschutz Hessen.

Gehölz-Anzuchtbeet (2017)

Hier werden im Vogelsberg selten gewordene heimische Bäume nachgezogen und „verschult“. Die erste Serie – Ulme, Wild- oder Knödel-Birne und Belse oder Haferschlehe – wurde 2020 in neu angelegte Biotope in Schotten und Eichelsachsen, sowie in Heckenrenaturierungsmaßnahme des Naturschutz Großprojektes in Lautertal „ausgewildert“.
Viele der hier nachgezogenen Pflanzen sind „Rote Liste – “ und „Verantwortungs-Arten“ der Region und bedürfen somit unserer besonderen Aufmerksamkeit und „Pflege“ zur Erhaltung.

Kompostanlage (2018)

Komposthaufen sind ein fester Bestandteil jedes naturnahen Gartens, sie schließen den Kreislauf aus Vergehen (Kompostierung) und Neubeginn (Düngung). Schon Aristoteles beschrieb 350 v.Chr. die „Humustheorie“ – Wir verwenden primär Kompost für unsere Düngung – bei Starkzehrern auch abgelagerten Pferde- oder Eselmist.
Er ist wichtiger Lebensraum vieler Mikroorganismen, Würmer und Insekten. Wegen der „Zusammenarbeit“ der Boden Organismen sollte der Standort nicht wechseln.

Streuobstwiese (2002 erweitert 2019)

Hier werden dem Besucher für die Höhenlage geeignete alte Obstsorten vorgestellt. Für eine typische Streuobstwiese sind Dornenhecken und Steinriegel als Brutplätze für Vögel und Reptilien sehr nützlich.

Sumpfmauerpfeffer-Biotop (2017)

Der Sumpfmauerpfeffer unser heimlicher – unscheinbarer – Liebling. Er (Sedum villosum) ist eine Rote-Liste und FFH-Verantwortungsart der Region. Er benötigt besondere Lebensbedingungen: permanent feuchte Wurzeln und sonniger Standort. Durch die trockenen Sommer 2017-2020 und schwindende Standorte ist er nahezu ganz verschwunden. Die Pflanze wurde uns von der Unteren Naturschutzbehörde, UNB; 2017 auf der Biodiversitätstagung zum Erhalt ans Herz gelegt.

An- und Nachzuchtbeete als Hochbeete (2017)

Hier werden im Vogelsberg selten gewordene Pflanzen aus gewonnenem Saatgut  nachgezogen, vermehrt und zur Verbreitung in Töpfe gesetzt. Nachgezogen und abgegeben wurden 2020 u.a. Echte Primel (Schlüsselblume), Arnica montana, Färber Ginster, Malve, Kartäuser Nelke und Nachtkerze. Viele sind für Insekten besonders wichtig.

Das Glatthaferbeet (2018)

Die Zeigerarten, für diese Pflanzengemeinschaft typische Arten, der Glatthaferwiese sind hier in einer Beet-Terrasse dargestellt. Die Glatthaferwiese ist die nährstoffreichste Naturwiese und die darauf wachsenden Pflanzen daher höcherwüchsig. Sie ist somit auch nicht so artenreich wie die Goldhafer- und Borstgrasrasenwiesen. Die Wiese oberhalb ist eine typische Glatthaferwiese.

Insektenweidenmusterbeet (2019)

Dieses Beet enthält eine Auswahl an Sträuchern, Stauden und anderen Pflanzen. Hier können Sie sehen, wie Sie einen Garten „nahrhaft“ für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten gestalten können.
Die Auswahl ist so getroffen, dass von Januar/Februar bis in den späten Herbst immer nektarreiche Blüten vorhanden sind.
Dieses Beet stellt wie das Heilkräuterbeet und der Nutz- und Anschauungs-„Bauerngarten“ eine Ausnahme im Vogelsberggarten dar: Hier finden Sie nicht nur autochthone (=heimische) Pflanzen.

Zu den verschiedenen Themenbereichen des Gartens und seinen Besonderheiten gibt es noch viel zu erzählen…

Warum rahmen Rosen den Bauerngarten ein?
Warum sind die Obsthaine am Südhang?
Wer pflanzt Buchen und Eichen in junge Wälder?
Was ist Ackersteinsamen?
Und vieles mehr.
Dazu besuchen Sie eine unserer offenen Führungen oder tun sich mit Freunden zusammen, um einen informativen Rundgang zu buchen.

Unser Kleinod, der Vogelsberggarten, wird durch einen Förderverein getragen. Unterstützen auch Sie den Erhalt und Fortgang durch Ihre Spende. Säulen dafür finden Sie am Bauerngarten und am Heilkräuterbeet.

Förderverein Vogelsberggarten e.V.
Sitz: c/o Stadt Ulrichstein

Marktstraße 28 – 32

35327 Ulrichstein

Kontakt:
Email: info@vogelsberggarten.de
Tel: +49 170 7245241

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